Mittwoch, 3. September 2008

Before the Devil Knows You're Dead

5.5 Sterne

51 Jahre ist es her, seit Sidney Lumet seinen ersten Kinofilm gedreht hat. 1957 kam der heute als Klassiker angesehene 12 Angry Men in die Kinos. 50 Jahre später - 2007 - brachte der Altstar einen Film heraus, der ebenfalls das Zeug zu einem Klassiker hat: Before the Devil Knows You're Dead, ein schweres Familiendrama, ganz im Stile der klassischen griechischen Tragödie. Lumet zeigt, dass er auch im Alter von 84 Jahren das Zeug zu hochspannenden und mitunter gar bitterbösen Filmen hat. Nur dem Cutter hätte man rechtzeitig etwas den Wind aus den Segeln nehmen sollen.

Wenn das Positive überwiegt, soll man ja mit dem Negativen beginnen. Denn danach kann man ohne Hemmungen schwärmen. Nun: Before the Devil Knows You're Dead ist höchst seltsam geschnitten. Die Storyline ist zwar nicht chronologisch aufgebaut, aber die Zeitsprünge hätten auch anders, als mit zersplitternden Bildern umrahmt werden können. Dies verschafft dem Film etwas Effekthascherisches und das verdient Before the Devil Knows You're Dead nicht. Soviel zu den Dingen, die nicht hundertprozentig überzeugen. Will man die positiven Faktoren von Before the Devil Knows You're Dead aufzeigen, muss man schon etwas weiter ausholen. Man beginnt vielleicht mit dem Titel: Dieser leitet sich nämlich aus dem alten irischen Trinkspruch "May you have food and raiment, a soft pillow for your head; may you be 40 years in heaven, before the devil knows you're dead." ab. Sobald der Film zu Ende ist, fällt einem die Genialität hinter der Titelwahl sofort auf, doch das Ende sei hier nicht verraten.

Before the Devil Knows You're Dead wartet ebenfalls mit einer beeindruckenden Schauspielerliste auf. Neben den Hauptdarstellern Ethan Hawke und Philip Seymour Hoffman glänzen auch Albert Finney und Marisa Tomei in ihren Rollen. Es wird auch bald klar, dass der Film ganz auf dieses Quartett fixiert ist. Daran ändern auch die Kurzauftritte von Michael Shannon und Amy Ryan nichts. Hinter dem Spiel der Hauptakteure findet man ganz klar die hervorragende Regiearbeit des alten Hasen Sidney Lumet. Jeder einzelne Schauspieler - Philip Seymour Hoffman an vorderster Front - verschwindet hinter seiner Figur und verleiht dem Film eine einzigartige Atmosphäre. Das eindringliche und intensive Spiel ist hier eindeutig die halbe Miete.

Ein weiteres Highlight ist das Drehbuch. Kelly Masterston hat eine geniale, aber auch sehr komplexe Story mit hervorragenden Twists geschaffen. Die knackigen und stimmigen Dialoge tragen ihren Teil dazu bei, dass Before the Devil Knows You're Dead ein schweres Psychodrama der besten Sorte ist.

Eigentlich müsste man über den Film viel mehr schreiben, doch leider müssten dazu wichtige Twists und Plot-Details verraten werden. Also muss für dieses mal das Wort des Kritikers genügen: Before the Devil Knows You're Dead in ein Meisterwerk sondergleichen. Der Film ist brillant geschrieben und gespielt, einzig der Schnitt kann einem auf die Nerven gehen. doch das vergibt man Sidney Lumet, vor allem auch wenn man bedenkt, dass bereits seine nächste Regiearbeit - Getting Out - angekündigt ist. Wir danken es ihm.

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