Freitag, 7. August 2009

Ice Age: Dawn of the Dinosaurs

Beim Kampf der grossen Animationsstudios DreamWorks und Pixar geht die Animationsabteilung von Fox gerne vergessen. Dass es diese aber auch noch gibt, daran erinnert uns Ice Age: Dawn of the Dinosaurs, in welchem der Cast wieder einmal vergrössert, die Animationen einmal mehr verfeinert und das Niveau erneut gesenkt wurde. Es scheint zwar eine gute Idee zu sein, nach zwei grob animierten Schneeabenteuern ein hervorragend animiertes Dschungelabenteuer zu machen, doch auch ein Schauplatzwechsel kann die Serie nicht mehr aus dem Loch von Ice Age: The Meltdown (2006) herausholen. Die Storyidee hätte Potential gehabt, doch anstatt glorios zurückzukehren, ist die Marke Ice Age sang- und klanglos abgesoffen. Und sichert sich trotzdem den Titel "Erfolgreichster Animationsfilm ausserhalb der USA".

Wie bei vielen schwachen Trickfilmen ist auch bei Dawn of the Dinosaurs der Hauptgrund für das Misslingen beim Drehbuch zu suchen. Dieses steckt voller Löcher und ist, nimmt man es etwas genauer unter die Lupe, der reinste Witz – aber leider kein sonderlich lustiger. Wussten die Autoren bei Ice Age (Michael J. Wilson, Michael Berg, Peter Ackerman) noch einigermassen gut mit Storyaufbau, Slapstick, Drama und Action umzugehen, scheinen die Urheber des Skripts von Teil drei (Peter Ackerman, Michael Berg, Yoni Brenner) die kitschigen und unlustigen Szenen aus den Vorgängern besonders genial gefunden zu haben. Es gibt in der Fangemeinde der Filme erwiesenermassen auch Menschen, die älter als acht Jahre sind. Und dennoch scheinen 70% von Dawn of the Dinosaurs daraus zu bestehen, dass Faultier Sid einen Hang hinunterrutscht oder sich sonst irgendwie höchst uninspiriert zum Deppen macht. Haha. Die restlichen Prozente werden vom Lieben und Leiden von Manny und Ellie, den Sorgen von Diego – so unglaublich es klingt: der beste Subplot! – und dem Kitsch-Overkill, der Liebesgeschichte von Scrat und Scratte, eingenommen.

Der Film krankt ausserdem daran, dass einem die unzähligen Hauptfiguren inzwischen auf die Nerven gehen. Selbst Scrat verspielt sich hier sämtliche Sympathien. Dass dem Ice Age-Universum zu allem Überfluss noch eine weitere Figur aufgezwungen wird, fällt dabei nicht einmal mehr allzu stark ins Gewicht, zumal dieser Charakter, der völlig durchgeknallte Buck, eine Auflockerung des ansonsten komplett verkrampften Films darstellt. Dementsprechend ist Simon Pegg, den man aus den britischen Komödienhits Hot Fuzz (2007) und Shaun of the Dead (2004) kennt, auch der einzige Sprecher, der wirklich etwas zu bieten hat. Mit einer Mischung aus britischem und australischem Dialekt sprüchelt er sich in die Herzen der gelangweilten Zuschauer. Aber auch Buck kann einem hin und wieder auf die Nerven gehen. Doch sein letzter einprägsamer Einzeiler – "The buck stops here", eine Anspielung auf den ehemaligen US-Präsidenten Harry Truman – zaubert einem tatsächlich so etwas wie ein Lächeln auf die Lippen, da dieser Spruch in krassem Gegensatz zum Niveau, welches im Rest von Ice Age: Dawn of the Dinosaurs zelebriert wird, steht. Über die Leistungen der restlichen Sprecher muss kaum ein Wort verloren werden. Sie wirken zwar nicht unmotiviert, sind aber fast ausnahmslos dröge. Einzig Queen Latifah und Denis Leary bewegen sich in Bahnen, die man als "witzig" bezeichnen könnte.

© Twentieth Century Fox Film Corporation
Wohlwollendere Kritiker als der hier schreibende würden anführen, dass Dawn of the Dinosaurs, wenn schon kein cineastisches Meisterstück, dann wenigstens ein unschuldiges Kinderabenteuer für die ganze Familie ist. Mag sein, doch ein echtes Kinderabenteuer hält auch etwas für diejenigen Kinogänger bereit, die noch lange nicht unterhalten sind, wenn einem Akteur fünfmal hintereinander eine Kokosnuss auf den Schädel fällt. Doch nach Wortwitz, verstecktem Biss oder inspirierten Filmanspielungen, die beispielsweise in Horton Hears a Who! (2008) im Überfluss vorhanden waren, sucht man im dritten Teil von Ice Age vergebens.

Auch der Wechsel in die farbige Unterwelt täuscht nicht über die langweilige Geschichte und die platten Slapstick-Szenen hinweg. Man muss die Szenen bei den Dinosauriern nicht einmal allzu genau betrachten, um festzustellen, dass dort im Prinzip das Gleiche passiert wie oberhalb des Eises. Anstatt Eisschollen im Wasser gibt es bei den Dinosauriern einfach Steine in Lava. Die Wandergruppe wird nicht von Säbelzahntigern oder Menschen, sondern von Fleischfressern und einem Ankylosaurus gejagt. "Zurück zur Scholle" kann man da nur sagen.

© Twentieth Century Fox Film Corporation
Wenn man jemandem ein Kompliment machen muss, dann dem Animationsteam, welches sich für Dawn of the Dinosaurs wirklich ins Zeug gelegt hat. Die Unterwelt erscheint lebendig, was in 3D vermutlich auch den einen oder anderen Skeptiker milde stimmen dürfte, und besticht durch beinahe makellose Formen und Konturen. Damit ist das Studio insofern ungefähr auf der Höhe von Pixars Ratatouille (2007) angekommen – immerhin.

Nach DreamWorks scheitert somit aber auch Fox kläglich beim Versuch, Pixar das Wasser zu reichen. Doch sieht man sich Dawn of the Dinosaurs an, dann fragt man sich, ob sich die Produzenten wirklich grosse Mühe gegeben haben. Die spannungs- und humorfreie Story, gespickt mit kitschigen Szenen en masse, sieht danach aus, als ob man sich im Hauptquartier von Fox auf die Beliebtheit der Marke verlassen und einen Prakitkanten dafür bezahlt hätte, schnell ein Drehbuch zusammenzuschustern. So sehnt man sich während dieses viel zu langen Films ständig nach dem Abspann. Dass in demselben grundlos getanzt wird, ist einem dann auch egal.

★★

3 Kommentare:

  1. Keine "Filmanspielungen"? The final scenes in the underworld are a mix of allusions to Star Wars and the Lord of the Rings.

    That doesn't necessarily mean you're wrong about the movie as a whole (though I have enjoyed it several times with my kids), but you missed something there!

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  2. Oops, my bad. Well, I was young and inexperienced.

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  3. But enthusiastic! And very ... there's no better word than the German "souverän."

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