Montag, 6. August 2018

Destination Wedding

Nach seinem erfolgreichen Regiedebüt 5 to 7 (2014) hat es der TV-Produzent und -Autor Victor Levin mit einem Zweitwerk versucht. Er hätte es bleiben lassen sollen. Die romantische Komödie Destination Wedding ist eine Zumutung.

Zwei einander unsympathische Menschen führen ein 90-minütiges Gespräch, das mitunter richtig peinlich wird. Levin, der auch das Drehbuch schrieb, spielt hier mit Ideen, Motiven und Figuren, wie sie in einem Film von Woody Allen, Richard Linklater, Sally Potter oder Judd Apatow vorkommen könnten. Doch aus diesen Inspirationen vermag er kaum Zählbares herauszuholen.

Die Geschichte ist schnell erzählt: Frank (Keanu Reeves) und Lindsay (Winona Ryder) lernen sich auf dem Weg zu einer Hochzeit im kalifornischen Weinland – einer sogenannten "Destination Wedding" – kennen. Freude mag nicht so richtig aufkommen: Frank ist der entfremdete Halbbruder des Bräutigams, Lindsay dessen Ex-Verlobte. Wenig überraschend, dass sich die beiden ohnehin schon misanthropisch eingestellten Menschen bereits nach wenigen Minuten gegenseitig auf die Nerven gehen.

Die Probleme beginnen schon mit den beiden (einzigen) Figuren: Der Film weist mittels eines langen Untertitels darauf hin, dass es sich bei Frank und Lindsay um zwei Narzissten handelt. Ob diese Diagnose medizinisch korrekt ist, sei dahin gestellt – Tatsache ist, dass weder Frank noch Lindsay anregend genug sind, um im Alleingang eine Handlung zu tragen.

Die beiden sind – natürlich gewollt – unangenehme Zeitgenossen, deren romantisches Glück einem ziemlich egal sein kann. Die wenigen Eigenschaften, die ihnen angedichtet werden, lassen kaum ein Klischee aus und dienen dem Film oft als erzählerische Krücke – so pflegt Lindsay etwa einen Hang zu Selbstgesprächen, in denen sie das Publikum Wort für Wort über ihre Gedankengänge aufklärt.

Derart hölzerne Drehbuchkniffe liessen sich entschuldigen, wenn Destination Wedding wenigstens starke Dialoge zu bieten hätte. Immerhin geriert sich das Ganze ja als subversive Abwandlung des Before-Dialogfilms. Doch trotz den Bemühungen des engagierten Duos Reeves und Ryder – dem Einzigen, das hier einigermassen funktioniert – wird man auch in dieser Hinsicht enttäuscht. In fantasielos inszenierten und unnötig gedehnten Szenen beleidigen Lindsay und Frank im Zwiegespräch mal einander, mal den Bräutigam, mal andere Hochzeitsgäste. Hin und wieder wird über die eigene traumatische Vergangenheit gefaselt – dann wird ein bisschen philosophiert, dann wieder gezankt.

Frank (Keanu Reeves) und Lindsay (Winona Ryder) besuchen widerwillig eine Hochzeit.
© Ascot Elite
Wenn die beiden aus der Ferne böse Sprüche über die betagte neue Lebenspartnerin von Franks geschiedenem Vater reissen, wirkt das wie eine Liste von Einzeilern, die Levin in einer gefloppten Stand-Up-Comedy-Show aufgeschnappt hat. Schlägt der Tonfall vorübergehend ins Ernste um, macht sich Langeweile breit, da die Distanz zwischen Publikum und Figuren jegliche emotionale Wirkung verhindert. Und dann wären da noch die wiederholten herablassenden Seitenhiebe, zu denen sich Levin hinreissen lässt: gegen Trans-Menschen, gegen sich schminkende Männer, gegen Homo- und Pansexualität, gegen die Idee, dass Rassismus, Sexismus und andere Formen der Diskriminierung ein soziales Problem sind.

Diese Entgleisungen wären halbwegs zu rechtfertigen, wenn der Film seiner Narzissmus-These treu bleiben würde – man könnte sie als übermotiviert dargestellte Illustration des unreflektierten Egoismus von Frank und Lindsay lesen. Da Levin schlussendlich aber dennoch den Versuch unternimmt, die beiden zu Sympathieträgern zu erheben, kann man sich dieses Wohlwollen sparen. Somit ist Destination Wedding nicht nur unlustig, unromantisch, langweilig und minderwertig gemacht, sondern auch geschmacklos und beleidigend. Fast möchte man Keanu Reeves und Winona Ryder dafür bemitleiden, dass sie sich für einen der schlechtesten Filme der letzten Jahre hergegeben haben.

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