Freitag, 17. Mai 2013

Star Trek Into Darkness

Diese Kritik erschien zuerst in gedruckter Form in der Wochenzeitung Region.

2009 erweckte J. J. Abrams die Star Trek-Kinoreihe mit dem insgesamt elften Eintrag, einem neulingfreundlichen Reboot, wieder zum Leben. Dessen Höhen mag das Sequel zwar nicht erreichen, doch Star Trek Into Darkness erweist sich dennoch als grundsolide Science-Fiction-Unterhaltung.

Mitte des 23. Jahrhunderts wird das bekannte Universum von der intergalaktischen Föderation regiert, welche sich darum bemüht, fremde Welten und Zivilisationen zu entdecken und den Frieden zwischen den Völkern zu wahren. Als der vulkanische Commander Spock (Zachary Quinto) vom Raumschiff USS Enterprise auf einem offiziellen Erkundungsflug in Schwierigkeiten gerät, wird er von seinem Freund, dem abenteuerlustigen Captain James T. Kirk (Chris Pine), gerettet, womit dieser aber gegen die Vorschriften verstösst. Dies führt zu Kirks sofortiger Degradierung, welche allerdings schon bald wieder aufgehoben wird. Grund dafür sind die Angriffe des geheimnisvollen John Harrison (Benedict Cumberbatch) auf Einrichtungen der Föderation. Kirk und seine treue Crew werden damit beauftragt, die Verfolgung des flüchtigen Harrison aufzunehmen. Dieser hat sich inzwischen nämlich auf den Planeten Qo'noS (sprich: Kronos) abgesetzt, auf dem die gefährlichen Klingonen leben.

Nach zehn Leinwandadaptionen der beiden grossen Star Trek-Fernsehserien (Gene Roddenberrys originale Raumschiff Enterprise mit William Shatner und Leonard Nimoy sowie The Next Generation mit Patrick Stewart), knapp die Hälfte davon minderer Qualität, bedurfte es eines radikalen Schnitts, um die Kult-Franchise vom Ruf zu befreien, sie bediene nur noch eine kleine Nischenklientel. Die Lösung fanden Regisseur J. J. Abrams (Mission: Impossible III, Super 8) und das Autorenduo Roberto Orci/Alex Kurtzman in Form eines alten Sci-Fi-Tricks: dem variablen Konzept des Paralleluniversums. Indem sie ihren Reboot in einer durch Zeitreisen geschaffenen alternativen Realität spielen liessen, waren sie im Stande, die vertrackte Kontinuität von zehn Filmen zu umgehen, Tabula rasa zu machen und einen Neustart zu wagen – ohne die loyale Fangemeinde aussen vor zu lassen. Doch während dieser Kniff im ersten Teil primär dazu diente, Roddenberrys Universum einem neuen Publikum zu erschliessen, wird er im – erneut auch für Nicht-Kenner nachvollziehbaren – Star Trek Into Darkness dazu benutzt, den mit Vorwissen ausgestatteten Kinogänger anzusprechen.

Captain James T. Kirk (Chris Pine, rechts) und Commander Spock (Zachary Quinto) begeben sich auf die Jagd nach einem Terroristen.
© Paramount Pictures Switzerland
Mit unübersehbarer Freude versetzen Abrams, Orci, Kurtzman und der neu zum Autorenteam gestossene Damon Lindelof (langjähriger Drehbuchschreiber für Abrams' TV-Serie Lost) Nicholas Meyers Trekkie-Liebling Star Trek II: The Wrath of Khan ins von ihnen ersonnene B-Universum: Klassische Szenen werden neu interpretiert, Figurenkonstellationen umgedreht; Leonard Nimoy, der ursprüngliche Spock, beruft sich während seines Cameo-Auftritts explizit auf den originalen Erz-Bösewicht Khan, gespielt von Ricardo Montalbán. Sonderlich subtil sind die wenigsten dieser Anspielungen – einige grenzen gar ans Penetrante; mit ein Grund, weshalb Teil zwei des Reboots qualitativ hinter seinem Vorgänger zurückbleibt – doch sie tragen zur nostalgischen Atmosphäre des Ganzen bei.

Von den Hochglanz-Effekten und dem angenehm ambivalenten Terrorismus-Motiv abgesehen, ist es Star Trek Into Darkness ein sichtliches Anliegen, Roddenberrys Kreation in ihrer Urform zu feiern. Die grosszügig eingesetzten Nebenfiguren sind unterhaltsam wie eh und je; wissenschaftlich zweifelhaftere Elemente werden keiner unnötigen Modernisierungskur unterzogen; die Faszination von Science-Fiction durchdringt den ganzen Film. Erneut ist der altehrwürdigen Franchise ein Weltraum-Abenteuer für Kinder jeden Alters hinzugefügt worden.

★★★★

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