Donnerstag, 4. Oktober 2012

Death of a Superhero

Diese Kritik erschien zuerst in gedruckter Form in der Wochenzeitung Region.


Das Thema Krebs, vor allem wenn jüngere Menschen betroffen sind, wurde in jüngerer Vergangenheit schon mehrfach im Kino behandelt. Entsprechend vermag die deutsch-irische Koproduktion Death of a Superhero nicht zu überraschen. Einfühlsam ist das Ganze aber allemal.

Seit rund einem Jahr leidet der 15-jährige Donald (Thomas Brodie-Sangster) an einem Hirntumor. Trotz intensiver Bestrahlung und einiger positiver Resultate hat der Teenager dem Leben gegenüber eine zynische Einstellung entwickelt; auch Suizid schliesst er nicht aus. Seine Eltern (Sharon Horgan, Michael McElhatton) sind verzweifelt, auch weil scheinbar kein Psychologe in der Lage ist, die emotionale Mauer des Jungen zu durchbrechen. Dieser kanalisiert seine Wut, indem er Comics zeichnet, in denen er als Superheld gegen den personifizierten Tod namens "The Glove" kämpft. Durch dieses Maltalent wird der renommierte Thanatologe Dr. Adrian King (Andy Serkis) auf Donald aufmerksam. Zwischen den beiden entsteht nach und nach eine ungewöhnliche Freundschaft. Doch Donalds besteht nicht nur aus Besuchen im Krankenhaus und in Therapiezimmern: In der Schule lernt er die rebellische Shelly (Aisling Loftus) kennen, in die er sich verliebt.

Es ist schwierig, nach Filmen wie Restless, 50/50 oder auch dem Schweizer Genre-Versuch Stationspiraten der Krebs-Thematik viel Neues zu entlocken, ist doch das Potenzial von gängigen Motiven wie "Die Liebe ist stärker als der Tod" oder "Tod ist nur für die Überlebenden schlimm" begrenzt. Insofern ist es wohl symptomatisch, dass ein Film wie Death of a Superhero aus einem finanziell angeschlagenen Land wie Irland kommt: Auf der Suche nach hohen Einnahmen werden beliebte Formeln bemüht. Zwar ist Ian Fitzgibbons Verfilmung eines Romans des Neuseeländers Anthony McCarten noch weit vom kommerziellen Erfolg entfernt – in den USA spielte der Streifen bisher nur etwa 600 (!) Dollar ein –, doch immerhin weiss der Film überwiegend zu gefallen.

Eine vom Tod geprägte Freundschaft: Der krebskranke Teenager Donald (Thomas Brodie-Sangster) und der Thanatologe Adrian (Andy Serkis).
Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass Death of a Superhero sehr formelhaft ist. Oft fällt es nicht schwer, in bedeutungsschwangeren Pausen zu erahnen, wo der Dialog hinführen wird; die Wendungen überraschen in den seltensten Fällen. Doch Regisseur Fitzgibbon hat zwei Trümpfe in der Hinterhand: die animierten Sequenzen und seine Schauspieler. Erstere sind Szenen aus Donalds Comics und bestechen durch eine rasante Inszenierung von Bildern und Musik sowie deren Verbindung mit der Realität. Den Darstellern wiederum ist es zu verdanken, dass auch Formelhaftes berühren kann. Herausragend ist das Zusammenspiel zwischen Thomas Brodie-Sangster, dem die Balance zwischen abgeklärtem Zyniker und verängstigtem Kind ausnehmend gut gelingt, und Andy Serkis – wieder einmal ohne digitales Makeup –, hinter dessen lakonischer Fassade immer Adrians Tragödie spürbar bleibt. Unter den Nebendarstellern sticht insbesondere Michael McElhatton heraus, der dem etwas bemühenden letzten Akt stimmige emotionale Kraft verleiht.

Death of a Superhero bietet kaum etwas, was nicht schon gesagt wurde. Aber der Film profitiert von seinem starken Cast, einer behutsamen Herangehensweise an das – trotz einer drohenden cineastischen Übersättigung – immer noch schwierige Thema und dem richtigen Fokus: Familie und Identität statt Krankheitskitsch.

★★★

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen