Mittwoch, 4. Februar 2009

The Simpsons Movie

Sieht so Vaterliebe aus? Zunächst gefallen Bart derartige Stunts noch, doch spätestens nach Homers Fehler,
der Springfield die Freiheit kostet, sieht er in ihm einfach kein Vorbild mehr.

5.5 Sterne

Verfilmungen von Kultserien gelten gemeinhin ja als besonders heikel. Dem Druck, Fans sowie Neulinge gleichermassen zu überzeugen, sind viele Studios nicht gewachsen. Deshalb wollte die Simpsons-Fangemeinschaft dem Projekt The Simpsons Movie nicht so recht vertrauen, zumal Matt Groening in einem länger zurückliegenden Interview die Frage nach einem Film mit der Bemerkung, ein solcher würde nach der Einstellung der Serie in Betracht gezogen werden, beantwortete. Rund ein Jahr vor der Weltpremiere erschien ein erster Teaser. Dieser hatte zwar Erfolg, konnte die Fans aber immer noch nicht milde stimmen. Auch heute sind sich die Anhänger der Serie uneins, was sie vom Film halten sollen.

Wie viele missglückte Serienverfilmungen haben wir schon über uns ergehen lassen müssen? Egal ob TV-, Buch- oder Gamereihe, schwarze Schafe finden sich überall. Und auch wenn die Filme an sich nicht schlecht sind, dann fehlt ihnen meist etwas Essentielles. So scheiterte The SpongeBob SquarePants Movie beispielsweise daran, dass Spongebob & Co. ihren ganzen Charme nur im 25-Minuten-Format richtig ausspielen können. Dass diese Angst bei The Simpsons Movie sehr verbreitet war, lässt sich also nur allzu gut nachvollziehen. Doch die Simpsons wären nicht die Simpsons, wenn sie die ewigen Skeptiker nicht Lügen strafen würden. Spätestens nach Homers Tirade gegen die Kinozuschauer zu Beginn des Films sind die Begeisterungsfähigen im Publikum angesprochen und ein 90 Minuten anhaltendes Grinsen ist gewährleistet.

Die ganze Geschichte um die Umweltverschmutzung in Springfield ist genial angelegt. Im ersten Teil des Films dreht sich alles mehr oder weniger umd die kleinen und grösseren Probleme der verschiedenen Simpsons. Da diese auf raffinierte Weise miteinander verwoben werden, kommt ein Gefühl der Inkohärenz nie auf. Das Drehbuch, geschrieben von nicht weniger als elf Autoren, zu denen übrigens auch die Kultschreiber Ian Maxtone-Graham und John Swartzwelder - der Mysteriöse - gehören, macht story- und humormässig sehr viel her. Besonders die erste Viertelstunde des Films wurde meisterhaft konzipiert und ist wohl in der mittlerweile 20 Jahre währenden Seriengeschichte einer der Höhepunkte. Der angepasste Vorspann, das Konzert von Green Day und die Kirchenszene mit seinen genialen Sprüchen - "The Good Lord ist telling me to confess something!" - "Gay, gay, gay, gay, gay, gay..." oder Homers "Erkenntnis", als er durch die Bibel blättert ("This book doesn't have any answers!") sollen hier Erwähnung finden - haben allesamt Kultstatus. Der Streifen schafft es, über seine ganze Länge das Niveau einer sehr guten regulären Episode zu halten. Zwar kommt er nicht ganz an Klassiker wie Last Exit to Springfield oder Deep Space Homer heran, überzeugt aber durchwegs mit eingängigen Sprüchen, haufenweise Anspielungen und bösen Seitenhieben. Auch die obligate Liebesgeschichte hemmt den Spass keineswegs. Ihr ist es zu verdanken, dass der ganze Alaska-Teil des Films einen besonderen Sinn ergibt. Überdies ist es den Autoren hervorragend gelungen, fast jede Figur aus der Serie zu zeigen. Fast. Ein Auftritt von Sideshow Bob hätte dem Filmverlauf sicherlich nicht geschadet.

Was bei den Simpsons fast nie zu bemängeln ist - so auch hier nicht - sind die omnipräsenten stimmlichen Topleistungen. Dan Castellaneta, Hank Azaria und Harry Shearer, die einerseits durch ihre Stimmenvielfalt und andererseits durch ihr meisterhaftes Voice Acting bestechen, haben sich auch für The Simpsons Movie mächtig ins Zeug gelegt. Auch an den anderen, wohlbekannten Stimmen gibt es nichts zu mäkeln. Und wie es sich für die Simpsons gehört, stört einen auch der im Prinzip sinnlose Auftritt von Tom Hanks nicht - eher im Gegenteil.

Untermalt wird das actionreiche und angenehm überkandidelte Abenteuer von einem routinierten Score von Hans Zimmer. Für das musikalische Highlight sorgt aber keine von Zimmers Kompositionen: Der Spiderpig-Song in seinen verschiedenen Variationen war bereits vor dem Erscheinen des Films Kult und lädt in einigen Szenen zum fröhlichen Mitsingen ein.

Für Anhänger der Serie bietet The Simpsons Movie eigentlich alles, was das Herz begehrt. Dass einigen Leuten der Film nicht gefällt, weil er nicht "Simpsons-lustig" ist, ist eine sehr seltsame Argumentation. The Simpsons Movie sollte diejenigen befriedigen, die mit den neueren Staffeln wenig anfangen können, ebenso wie die unverbesserlichen Liebhaber der Serie. Wer kann schon Präsident Schwarzenegger widerstehen? Dieser Kritiker jedenfalls nicht.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen