Freitag, 6. Februar 2009

DodgeBall: A True Underdog Story

Zwei ungleiche Gegner: Der Macho White Goodman (Ben Stiller, links) führt Peter LaFleur (Vince Vaughn) durch sein Fitnessstudio. Noch fliegen keine Bälle...

5 Sterne

Seit einigen Jahren überfluten niedere - auf Deutsch gesagt: blöde - Komödien die Kinos. Man hat das Gefühl, die in Idiocracy gezeigte Vision eines Films namens Ass, in dem zwei Stunden lang ein menschliches Hinterteil auf der Leinwand zu sehen ist, sei nicht mehr weit. Und mitten in dieser Einöde von schlechten Nachahmungen von aktuellen Streifen, Rom-Coms und Slapstick-Katastrophen erhebt sich Dodgeball: A True Underdog Story. Der Film ist, ganz einfach gesagt, doof. Und dennoch wird man hervorragend unterhalten. Gefällt einem ein derartiger Film, muss man sich aber nicht schämen. Man soll sich freuen, dass man auf seinem Gesicht noch lange ein breites Grinsen trägt.

Das Lustige ist, dass Dodgeball im kollektiven Gedächtnis der Leute, die ihn nicht gesehen haben, automatisch als Schrott abgestempelt wird. Dabei waren die Kritiken, als der Film erschien, nicht einmal so besonders vernichtend. Überall war das Vergnügen an Dodgeball zu spüren, doch niemand, ausser vielleicht Peter Travers, der dem Film das Sternemaximum verlieh und ihn augenzwinkernd als "Meisterwerk des modernen Kinos" bezeichnete, wollte so richtig zugeben, dass man überraschend gut unterhalten wird. Zugegeben, besonders in den ersten zwanzig Minuten des Films ist die Dichte von bereits x-fach zuvor verwendeten Scherzen verhältnismässig hoch. Aber allein schon die Idee, einen Film über simples Völkerball zu machen, verdient grosse Anerkennung. Das Drehbuch von Regisseur Rawson Marshall Thurber ist auf konstant tiefem Niveau, was aber auch den verstocktesten Kinofan nicht stören sollte. Besonders wenn es auf dem Spielfeld zur Sache geht, wird die Zwerchfellmuskulatur arg strapaziert. Und auch wenn derartige visuelle Gags im Grunde völlig überholt sind, lacht man auch noch beim zehnten Kopf- oder Unterleibstreffer herzlich mit. Doch obwohl diese Witze einen Grossteil des Films ausmachen, gibt es immer wieder spitzzüngige, an die Simpsons erinnernde Sprüche im Stile von "It's time to separate the wheat from the chaff, the men from the boys, the awkwardly feminine from the possibly Canadian." zu bejubeln. Ausserdem verbergen sich in Dodgeball etliche kleinere Anspielungen, winzige Witzchen und herrliche Details, die erst nach mehrmaligem Ansehen erkannt werden. Hinzu kommt die Tatsache, dass die Story bis ins Groteske gesteigert wird und - wie bereits im Titel erkennbar - auch Filme über siegreiche Underdogs gehörig auf die Schippe nimmt. Auch die von Thurber ausgearbeiteten Figuren sind allesamt wunderbar schräg. Vor allem Ben Stiller als Fitness-Guru und Bösewicht White Goodman und Rip Torn als alt Dodgeball-Star Patches O'Houlihan - schon der Name klingt wie sein Charakter, nämlich beinhart - könnten klischierter, aber wundersamerweise auch erfrischender nicht sein. Das Protagonisten-Duo Vince Vaughn und Christine Taylor ist zwar nicht minder klischeehaft, fällt aber im Vergleich mit den beiden vorhergenannten Personen etwas ab. Dennoch überzeugen beide in ihren Rollen. Aber der schauspielerische Reiz von Dodgeball liegt trotzdem in den Nebenrollen. So begeistern Alan Tudyk, dessen Name vielleicht dem einen oder anderen dank Death at a Funeral geläufig ist, als Pirat, Hank Azaria als junger Patches O'Houlihan, der in einem billigen Lehrfilm aus den 50er Jahren mitwirkt und das Prinzip von Dodgeball erklärt ("Dodgeball is a sport of violence, exclusion, and degradation.") und David Hasselhoff als deutscher Coach - also alles ziemlich sinnlose Rollen. Ähnlich wie bei Ben Stillers satirischer Komödie Zoolander ist auch hier die Liste der Gaststars lang. David Hasselhoff wurde erwähnt, doch wer genau hinschaut, erkennt auch Gary Cole, Jason Bateman als ausgemachte Dumpfbacke und William Shatner als Vorsitzender des ADAA (American Dodgeball Association of America). Ganz zu schweigen von Lance Armstrong und Chuck Norris, die beide entscheidende Einflüsse auf die Geschichte haben. Jedem der Akteure ist die Freude am Mitmachen anzusehen und diese Freude überträgt sich leicht auf den Zuschauer. Nicht enden wollende Nonsens-Diskussionen zwischen Vince Vaughn und Ben Stiller, verrückte Dodgeball-Regeln, rezitiert von der Brillenschlange Gordon (Stephen Root, den man aus No Country For Old Men kennen könnte) oder Witze, deren Pointe erst später richtig zuschlägt, kommen immer wieder vor und es darf immer wieder herzlich darüber gelacht werden. Dodgeball mag auf den ersten Blick etwas repetitiv erscheinen, doch wenn man mit der richtigen Einstellung an ihn herangeht, dann stört einen auch das nicht. Wo liegt das Problem, wenn sich etwas wiederholt, was auch beim zehnten Mal noch lustig ist? Selbstverständlich wird einem klar, auf welch niedrigen Humor das menschliche Hirn reagiert. Dass den einen oder anderen Filmgourmet bei dieser Erkenntnis ein Schock heimsucht, lässt sich problemlos verkraften Besonders wenn man bedenkt, dass einige Szenen zu exorbitanten Lachanfällen führen können, von denen man sich ein Weilchen nicht mehr erholt.

Um Dodgeball lustig zu finden, braucht man nicht einmal angetrunken zu sein. Der Spass kommt von alleine. Der Film ist ideal, um sich nach einem miesen Tag wieder etwas aufzumuntern. Und das macht ihn wohl zu einer der besten anspruchslosen Komödien, die je gedreht wurden. Seien wir ehrlich: Wir lieben es, wenn einer Figur ein Schraubenschlüssel an den Kopf geknallt wird. Wir werfen uns vor Lachen weg, wenn ein halbnackter Japaner von einem Dodgeball-Stakkato niedergestreckt wird. Und wir können kaum an uns halten, wenn Ben Stiller versucht, Christine Taylor, im echten Leben seine Frau, anzubaggern und daraufhin blutig geschlagen wird. Dodgeball ist hervorragend kalkulierter primitiver Humor, der immer und überall bestens funktioniert.

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