Donnerstag, 20. Oktober 2011

I Don't Know How She Does It

Diese Kritik erschien zuerst in gedruckter Form in der Wochenzeitung Region.

Die Zeiten, in denen das Thema der erwerbstätigen Mütter kontrovers diskutiert wurde, liegen glücklich hinter uns. Regisseur Douglas McGrath scheint dies aber nicht mitbekommen zu haben. Sein I Don't Know How She Does It rennt auf unbeholfenste Art und Weise offene Türen ein.

Kate Reddy (Sarah Jessica Parker) ist eine moderne Frau: Sie hält die Balance zwischen Familie – Ehemann Richard (Greg Kinnear) und Kinder Emily und Ben – und Job (Fondsmanagerin) so gut es geht. Doch als einer ihrer Entwürfe von Manager Jack Abelhammer (Pierce Brosnan) gutgeheissen wird, verbringt Kate immer mehr Zeit im fernen New York. Und da Architekt Richard ebenfalls einen grossen Auftrag bekommt, leidet das Familienleben der Reddys sehr.

Eine Frage, die sich während den ganzen eineinhalb Stunden Laufzeit von I Don't Know How She Does It stellt, ist diejenige nach dem Zielpublikum dieses Films. Wem muss im Jahr 2011 noch gepredigt werden, dass arbeitende Mütter Akzeptanz verdienen? Wer, ausser vielleicht die religiöse Rechte, kann sich immer noch nicht mit der Tatsache anfreunden, dass der Spagat zwischen Familie und Beruf mittlerweile ein Charakteristikum der modernen westlichen Gesellschaft ist? An der gleichnamigen Romanvorlage, die Drehbuchautorin Aline Brosh McKenna (27 Dresses) hier adaptierte, kann es nicht liegen – diese ist auch erst neun Jahre alt.

Nein, das antiquierte Programm des Films ist höchstwahrscheinlich auf die schiere Naivität der Macher zurückzuführen. Ein Indiz dafür sind die widersprüchlichen Prioritäten, die hier gesetzt werden: Die liberale Kate schwingt plötzlich Anti-Abtreibungs-Reden; der Film kann sich nie richtig entscheiden, ob Richard nun Recht mit seiner Kritik an seiner Frau hat oder nicht; und das dem Zuschauer eingehämmerte Motto "Frauen, bleibt euch selber treu!" wird durch die Quasi-Verteufelung der Familienplanung – einschliesslich der Haltung, gar keine Kinder haben zu wollen – anhand der Figur Momo (Olivia Munn, bekannt aus Jon Stewarts Daily Show) komplett über den Haufen geworfen. Und als Krönung des Ganzen wird auch noch Howard Hawks' Screwball-Klassiker His Girl Friday in einem völlig falschen Licht gezeigt – ohne jeden Kontext, der hier wahrlich nötig wäre.

Arbeitsbeziehung: "Working Mum" Kate (Sarah Jessica Parker) unterhält sich mit ihrem Geschäftspartner Jack Abelhammer (Pierce Brosnan).
Aber selbst wenn man von den verwirrten Botschaften, die I Don't Know How She Does It zu vermitteln versucht, absieht, bleibt nicht viel Lobenswertes übrig. Die Witze sind bestenfalls Hit-and-Miss – einige passable sind dabei –, jedwede satirischen Anklänge verpuffen im Ansatz, es werden antiquierte Rollenmuster zelebriert, die Dialoge wirken schmerzhaft künstlich – die Linien der sechsjährigen Emily sind die eines mehr als doppelt so alten Mädchens – und auch die Inszenierung lässt sehr zu wünschen übrig. Bestes Beispiel dafür ist der verschwendete Pierce Brosnan, der offenbar als eine Art Gaststar hätte aufgebaut werden sollen, aber schon vor seinem Auftritt stimmlich in Erscheinung tritt. Doch Brosnan hat wenigstens seinen Charme; Sarah Jessica Parker agiert gänzlich ohne solchen.

I Don't Know How She Does It gehört nicht zu den allerschlechtesten Hollywood-Rom-Coms. Dazu ist er viel zu harmlos und bekömmlich. Dennoch wiegt das kraftlose und altbackene Skript zu schwer, um einen befriedigenden Film zu generieren.

★★

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