Donnerstag, 29. Mai 2008

Indiana Jones and the Kingdom of the Crystal Skull

4.5 Sterne

Die Kritik mag etwas spät erscheinen, doch das passt gerade exzellent ins Konzept: Nach 19 Jahren Pause haben George Lucas und Steven Spielberg wieder zusammengespannt und Henry "Indiana" Jones Jr. aus dem vermeintlichen Ruhestand geholt. Nach dem letzten Abenteuer - Indiana Jones and the Last Crusade (1989) - geht Harrison Ford nun doch noch einmal auf Schatzsuche und lässt den Kinozuschauer an gehobenem, unterhaltsamem Nonsens teilhaben.

Indiana Jones and the Kingdom of the Crystal Skull unterscheidet sich bezüglich Cast etwas von den vorangegangenen drei Teilen. Im neuen Film ist Harrison Ford nicht Alleinunterhalter, sondern bekommt hochkarätige Unterstützung: Shia LaBeouf mimt Jones' unehelichen Sohn Mutt, Cate Blanchett versucht sich an der Rolle der bösen Russin und John Hurt darf einen Irren spielen (die Auftritte von Jim Broadbent und Ray Winestone dürfen auch nicht vergessen werden). Bei dieser Besetzung zeigt sich leider, dass Harrison Ford - wie auch er selbst sagt - kein gestandener Schauspieler ist. Sein Spiel wirkt mitunter etwas hölzern und bemüht, doch so kennen wir Indy und deshalb werden wir ihm das auch nicht nachtragen. Auch die Storyentwicklung wurde etwas der gängigen Praxis angepasst. Drehten sich die Teile 1 bis 3 mehr um biblische Themen, kommt Teil 4 nun mit einer etwas überdrehten Sci-Fi-/Mystery-Geschichte daher. Dabei wird genug in der amerikanischen Geschichte gegraben, um den Gedanken aufkommen zu lassen, das Ganze sei wirklich so. Doch glücklicherweise war das nie das Anliegen von Lucas und Spielberg: Die Irrungen und Wirrungen der Geschichte werden nicht als wahr verkauft, was einem wieder klar wird, wenn Indiana Jones eine Atombombenexplosion in einem alten Kühlschrank überlebt. Und wer sich immer gefreut hat, wenn Nazis verprügelt wurden, der wird vom neuen Indy etwas enttäuscht sein; es sind nicht Nazis, sondern Kommis. In der amerikanischen Moral gibt es zwischen diesen beiden politischen Gruppen freilich keinen Unterschied. Nostalgiker dürfen sich über zahlreiche Anspielungen freuen (nicht nur aus den bisherigen drei Filmen), beispielsweise die verblüffende Ähnlichkeit zwischen Shia LaBeouf und Marlon Brando. Auch erwähnenswert ist die Musik von John Williams, der auch hier wieder ganze Arbeit geleistet hat.

Indiana Jones ist zurück! Ob er noch einmal kommt, bleibt offen. Es wäre besser, wenn nicht, denn aus Indiana Jones and the Kingdom of the Crystal Skull wurde ähnlich viel rausgeholt, wie aus dem dritten Teil, die Raiders of the Lost Ark und der Temple of Doom haben im Crystal Skull ihren Meiser gefunden. Der Fan des guten, schlichten, 50er-Jahre-Unterhaltungskinos wird sich freuen und wird noch lange Indys Titelmelodie vor sich hinsummen.

Samstag, 17. Mai 2008

Ben X

4.5 Sterne

Ein in letzter Zeit viel diskutiertes Thema hat nun seinen Weg ins Kino gefunden: Onlinegames. Verführen sie Jugendliche zu Gewalttaten? Können die "armen Indoktrinierten" - so wird gerne alle Schuld von den Tätern genommen - noch zwischen Realität und Game unterscheiden? Der Filmkritiker Nic Balthazar hat nun sein eigenes Buch verfilmt, die Charakterstudie Ben X. Der Film geht von einem ungewohnten Standpunkt an das Thema heran und wird wohl noch für die eine oder andere Diskussion sorgen, denn Onlinegames werden hier nicht als gewaltverherrlichende Kriminalitätsauslöser angeprangert. Von derart billigen Ambitionen distanziert sich Ben X glücklicherweise. Im Grunde distanziert er sich auch von allem bisher Dagewesenen, der Film ist überdies auf eine unangenehme Weise höchst bizarr.

Schon bei einigen Kritikern war zu lesen, dass Ben X unangenehm erzählt ist und zu viele Fragen offenlässt. Dies ist zwar so, doch das soll nicht als Negativpunkt gesehen werden. Der Zuschauer erlebt die Geschichte aus Bens Blickwinkel - einem Autisten wohlgemerkt - entsprechend verschwommen und hektisch wird der Film vorgetragen. Die Kameraführung kann unter Umständen zu Schwindelanfällen führen und viele Schnitte wären Gift für Epileptiker. Doch genau diese unbequeme Filmart verschafft Ben X eine unglaubliche Einzigartigkeit, die auch sehr gut zu seiner Hauptfigur passt. Ben wird vom verhältnismässig alten Schauspieler Greg Timmermans (* 1979) gespielt, der eine auszeichnungsträchtige Performance abliefert. Er verschwindet völlig hinter der Figur Ben und man sitzt einfach staunend ob der Schauspielkunst da, wenn Ben sein Zimmer in einer unglaublich impulsiven Wut zerlegt. Auch die Nebenrollen sind gut besetzt, doch leider krankt es dort etwas an der Figurenzeichnung, die nicht über gängige Klischees hinauskommt.

Ben X ist ein ruheloses Drama, welches aber nicht immer das Meiste aus der Thematik herausholt. Vor allem am Anfang ist der Film etwas langatmig und dem Zuschauer fehlt ein konkreter Spannungsbogen. Dieser wird zwar ein bisschen spät eingeführt, doch kaum ist dieser da, kann man sich dem Film hingeben. Für 90 Minuten befindet man sich im Innern eines Autisten, dessen innerer Monolog Alltagsweisheiten enthält, die uns allen bekannt sein dürften; "Der einzige Weg, Lärm zu bezwingen, ist mehr Lärm. Besserer Lärm." oder "Im Leben ist der Tod endgültig, im Spiel jedoch dauerte es nur wenige Sekunden bis zum nächsten Versuch". Natürlich werden diese Sätze auf Flämisch gesprochen, was dem belgischen Film auch noch einen zusätzlichen Schuss Originalität einbringt.

Ben X ist seltsam, überaus seltsam. Der Film gönnt einem fasst keine Atempausen, man findet sich im ruhelosen Geist des Autisten Ben wieder. Das Medium Onlinegames fungiert hier auch nicht als negativer Aspekt, vielmehr lernt Ben durch diese, sein eigenes Leben in den Griff zu kriegen und so zu leben, wie es ihm am besten gefällt. Wer Ben X gesehen hat, wird es sich beim nächsten Mal zweimal überlegen, ob er den verwirrten, in Selbstgespräche vertieften Mann wirklich auslachen soll. Nic Balthazar ist ein sehr menschliches Porträt eines Autisten gelungen, welches aber kaum mit soviel Wärme aufwartet, wie Julian Schnabels vergleichbarer Film Le scaphandre et le papillon.
Nicht zu empfehlen ist der Film für gemütliche Kinoabende unter Freunden, denn man verlässt das Kino zwar nicht erschüttert, aber immerhin in Gedanken versunken.

Montag, 12. Mai 2008

What Happens in Vegas...

Was zur Hölle? Ja, das könnte man sich bei What Happens in Vegas... tatsächlich fragen.

Keine Sterne


Wir alle lieben sie: Die unbeschwerten, leichtfüssig vorgetragenen Screwball-Filme der 30er-Jahre. Wir erfreuen uns noch heute an den Werken von Howard Hawks, Ernst Lubitsch & Co. Heute sind solche Filme leider eine Seltenheit, witzige Dialogfilme finden sich selten. Da lassen sich Kritiker schon mal dazu herreissen, eine Beziehungskomödie mit "Screwball" zu betiteln. Berechtigt ist dies in den seltensten Fällen. What Happens in Vegas... von Tom Vaughan scheint wenigstens eine ansprechende Story zu haben. Doch dem Kinoliebhaber wird einmal mehr bewusst, dass Screwball wirklich tot ist.

What Happens in Vegas... beginnt peinlich, verläuft peinlich und endet peinlich. Soweit eine kurze Zusammenfassung des Niveaus, welches hier zelebriert wird. Will man ein solches Drehbuch retten, eilen meistens gute Darsteller herbei, um auch ja genug Kinogänger abzugreifen. Hier springen zu diesem Zweck Berufsdummchen Cameron Diaz und Möchtegern-Sympathieträger Ashton Kutcher in die Bresche. Abgerundet wird der Cast durch kleine, nicht gerade feine Auftritte von etablierten Schauspielern wie Queen Latifah, Dennis Farina, Rob Corddry und Dennis Miller (die einzige einigermassen gute Figur des Films). Die Schauspieler sind schlecht und unsympathisch. Weder Kutcher noch Diaz gelingt es, auf irgendeine Weise charmant zu wirken, man wünscht sich bloss beide in die Versenkung.

Gagmässig gibt es nicht besonders viel zu vermerken. Die Lacher lassen sich nicht nur an einer Hand, sondern gleich an einem Finger abzählen. So eine unterirdische Sache wurde in letzter Zeit selten in die Kinos gebracht. Szenen, die witzig sein sollen, rufen beim Zuschauer höchstens Kopfschütteln oder Erbrechgefühle hervor. Man will sich im Kinositz vergraben, wenn Ashton Kutcher das Abwaschbecken als Toilette benutzt und nebenbei erwähnt, dass Cameron Diaz als nächstes mit Abwaschen dran ist. Dies soll hier nur als Beispiel angeführt werden, wo man sich bei What Happens in Vegas... niveaumässig befindet.

Sind wenigstens die Ehekrieg-Szenen witzig? Nicht im Geringsten. Ebenso wenig die Szenen mit Ashton Kutchers Kollegen, die perfekt in American Pie 10 passen würden.

Man quält sich bei diesem Film bis zum obligaten Happy End durch und ist froh, wenn es endlich vorbei ist. Doch leider ist mit dem finalen Kuss noch nicht alles ausgestanden. Es folgen drei absolut zum Film passende - also peinliche - Szenen, die alles noch viel schlimmer machen.

Was hier geboten wird, ist eine Frechheit. Der raffinierteste Witz ist noch der, dass eine Figur Richard "Dick" Banger heisst, was wohl sehr sprechend ist. Es muss befürchtet werden, dass aufgrund der vielen guten Kritiken What Happens in Vegas... zu einem Abräumer wird. Das ist wahrlich nicht zu hoffen. Und wer für diesen Film den Begriff "Screwball" benutzt, dem sollte Schlimmes widerfahren. Sich sechs Monate lang What Happens in Vegas... anzuschauen schiene mir eine vernünftige Strafe zu sein.

Sonntag, 11. Mai 2008

Reservation Road

5 Sterne

Regisseur Terry George machte zuletzt mit seinem Film Hotel Rwanda über den Völkermord in Ruanda auf sich aufmerksam. Sein neuer Film, Reservation Road, dreht sich zwar um eine fast alltägliche Tragödie, doch auch hier enthält der Film eine sozialkritische Komponente. Der Nordire George beleuchtet in Reservation Road das Schicksal zweier verzweifelter Männer, deren Leben von einem Autounfall mit anschliessender Fahrerflucht dramatisch durcheinander gebracht wird; eine beeindruckende Charakterstudie.

Fahrerflucht ist ein ernstes Problem. "Hit & Run" gehört gemeinsam mit "Road Rage" zu einer der häufigsten Todesursachen im amerikanischen Strassenverkehr. Dieses Thema geht nun das düstere Psychodrama Reservation Road an, wobei allerdings nicht die Verurteilung des Schuldigen, sondern die psychische Belastung des Täters und des Vaters des Opfers im Vordergrund steht. Den Täter Dwight Arno gibt Mark Ruffalo, der zuletzt in etwas weniger erfolgreichen Filmen (abgesehen von David Finchers Erfolg Zodiac) mitspielte, den am Boden zerstörten Vater des von Arno überfahrenen Kindes Joaquin Phoenix, der in den letzten Jahren an Popularität gewonnen hat (Commodus in Gladitor und Johnny Cash in Walk the Line). Unterstützt werden die beiden Hauptakteure von den Frauen Jennifer Connelly und Mira Sorvino, die beide in ihren Rollen zu glänzen wissen. Ausserdem erhält Elle Fanning, die jüngere Schwester von Shooting Star Dakota Fanning (diesen Rang hat ihr Abigail Breslin zwar in der Zwischenzeit abgelaufen), eine Chance, aus dem Schatten ihrer Schwester zu treten. Ihre Rolle mag nicht allzu dankbar sein, doch sie meistert die Aufgabe, die verunsicherte und etwas vernachlässigte kleine Schwester ihres von allen geliebten Bruders Josh zu spielen, ansprechend. Doch schauspielerisch geben in Reservation Road vor allem Phoenix und Ruffalo den Ton an. Beide liefern ein Performance, die preisverdächtig wirkt. Sie verschwinden hinter ihren Figuren und erfassen die Lebenssituation der beiden Männer Dwight und Ethan so lebensnah wie es nur geht.

Der Film ist eindringlich und düster. Es lassen sich Ansätze bei der griechischen Tragödie erkennen, entsprechend erschütternd und dunkel kommt das Ende daher, welches aber doch wieder einen Funken Hoffung in sich birgt. Reservation Road ist sicherlich kein gemütlicher Film, doch er spielt sehr gut mit den Gefühlen des Zuschauers, der sich nie wirklich entscheiden kann, ob er nun auf der Seite des Täters Dwight oder auf jener des Opfers Ethan steht. Leider fallen ein paar Szenen etwas aus dem Konzept, vornehmlich diejenigen, in welchen Ethan seine Zeit in einem Chatroom verbringt, dort hätte die Dramatik und die Stilisierung etwas zurückgeschraubt werden können.

Reservation Road reiht sich zu den anderen Highlights des ersten Kinohalbjahres 2008 - I'm Not There, No Country For Old Men, Juno - ein. Es handelt sich beim Film um ein starkes Drama, das noch lange in Erinnerung bleibt und einmal eine etwas neue Thematik aufzeigt. Es ist logisch, dass Reservation Road nicht die grosse Masse ins Kino locken wird, doch wenn man den Begriff "Geheimtipp" einmal passend verwenden will, dann sollte man sich Terry Georges neusten Film wirklich ansehen.

Freitag, 2. Mai 2008

Die Welle

3.5 Sterne

Die Welle
, ein Buch basierend auf wahren Begebenheiten, gehört seit Jahren zum Standardprogramm im Schulunterricht. Schülern kommt der Stoff zuweilen schon zu den Ohren raus. Dazu gibt es noch eine mehr als mittelmässige amerikanische Verfilmung (The Wave von 1981), mit der die Schüler zusätzlich noch belehrt werden. Nun hat der deutsche Regisseur Dennis Gansel die Handlung ins heutige Deutschland transferiert und will damit die Massen aufrütteln. Gelingts? Teilweise.

Um beim Positiven anzufangen: Jürgen Vogel spielt den 68er-Lehrer Rainer wirklich gut. Er verleiht der Figur die nötige Tiefe und man kauft ihm die Lockerheit glatt ab, so hat diese Figur auch über die ganze Länge des Films die meisten Lacher. Diese Lacher sind auch in einem schweren Drama angebracht, denn auch im echten Leben gehts ja hie und da lustig zu und her. Doch leider fragt man sich schon nach ein paar Minuten in Die Welle, ob das denn jetzt wirklich das echte Leben sein soll. Die Gruppierung kommt langsam und schleichend auf, sie vergrössert sich akribisch und die Figurenzeichnung ist eine der schlechtesten der letzten Zeit. Das ist seit jeher das Manko des deutschen Films; alles muss genau durchgeplant sein und figurenteschnisch muss man von allem etwas haben. Wir sehen die unsympathische, aber doch irgendwie herzensgute Karo (Jennifer Ulrich), den Aussenseiter Tim (Frederick Lau) und auch den Secondo Sinan (Elyas M'Barek) auf der Leinwand agieren, hören zu, wie diese und andere Leute irgendwelche ach so jugendtypischen Ausdrücke (Asi, Fascho, Anarcho, Bitch...) runterleiern und fragen uns, ob der Bildungsstandard in Deutschland wirklich so beängstigend tief ist. Und die Figurenzeichnung ist nicht nur klischiert, stellenweise sind die Protagonisten sogar masslos überzeichnet. Und bei diesem traurigen Haufen von Amateurschauspielern (einige positive Ausnahmen) hat man sogar Mitleid mit Jürgen Vogel, der seinen Namen für Die Welle hergibt.
Harsche Worte, natürlich, aber trotzdem schafft es der Film immer, interessant zu bleiben, wartet ab und zu mit Überraschungen auf und erreicht sein Ziel, nämlich zu schockieren, am Ende zumindest ansatzweise. Wie bei vielen Filmen vorher rettet das harte, aber doch sehr gute Ende, welches sehr gut ins heutige Deutschland passt, den doch recht lauen Film. Der Schluss mag unglaubwürdig sein, doch immerhin kommen da noch gut gespielte Emotionen ins Spiel und Frederick Lau zeigt, dass er doch nicht eine so schlimme Fehlbesetzung war.

Was bleibt von Die Welle? Die letzten fünf Minuten sicher, doch sonst fragt man sich, was denn jetzt im Vorfeld da so hochgejubelt wurde. Dennis Gansel erzählt eine typisch deutsche Geschichte, doch sogar dabei schafft er es, Nazi-Deutschland beinahe zu vergessen. Darauf angespielt wird zwei, drei Mal, das ist einfach zu wenig. Und als zusätzliche Lächerlichkeit kommen die bemühten Anspielungen darauf, dass der Film heute spielt, hinzu.
Fazit: Die Welle ist ein durchschnittlicher Film, der aber dank eines starken Endes im Gedächtnis haften bleibt.

Iron Man

4 Sterne

Waffen sind schlecht. Doch wie bringt man eine derartige Message in rentierenden Filmen unter? Und wie bringt man die breite Masse dazu, den Film zu sehen? Die Antwort ist: Man verbindet einen klassischen Blockbuster mit dem heiklen Thema. Und bestehende Stoffe gibts ja bereits, also fertigt man einen modernen Aufruf gegen die Waffenindustrie aus einem Uralt-Comic an - dem kultigen Iron Man.

Die Figur Tony Stark (der Iron Man) unterscheidet sich in sämtlichen Punkten von anderen Superhelden. Er ist kein Ausserirdischer (wie Superman), hat keine DNA-verformende Verwandlung durchgemacht (wie Spiderman) und er schlägt seine Feinde nicht mit Geschicklichkeit und Können ins Jenseits (wie Batman). Nein, Stark ist ein Playboy, der gerne einmal nach dem Martiniglas greift und dem Glücksspiel nicht abgeneigt ist. Diesen Menschen zu verkörpern ist sicherlich anspruchsvoll, denn im Laufe des Films verändert sich Tony Stark zum einsamen Verfechter des Friedens. Robert Downey Jr. meistert diese Herausforderung exzellent. Sein Tony Stark hat viel Charisma, eine scharfe Zunge und viel Selbstironie. Darin liegt auch allgemein die grosse Stärke von Iron Man, der Film nimmt sich keine Sekunde lang ernst. Der Kinozuschauer muss einfach herzhaft lachen, wenn der Milliardär Stark bei seinem ersten Flugversuch durch das Dach seiner Villa kracht und dabei den Prototypen seines Heldenkostüms und eine Luxuskarosse schrottet.

Natürlich darf bei solchen Superheldenfilmen der Bösewicht nicht fehlen; diesen Part übernimmt hier Jeff Bridges, der stellvertretend für die Waffenlobby auftritt. Iron Man legt Wert auf gute Schauspielleistungen, entsprechend hochklassig ist die Besetzung (Gwyneth Paltrow und Terrence Howard in Nebenrollen, Samuel L. Jackson in einer Minirolle). Dem Zuschauer bleibt auch die ewig gleiche Materialschlacht erspart, die zumindest diesem Rezensenten seit Transformers zuwider ist. Doch trotzdem gibts genug Action, es werden Panzer gesprengt und ein Forschungslabor dem Erdboden gleichgemacht, das darf durchaus erwartet werden.
Der Film hat aber zwischendurch seine Hänger und auch ein Quäntchen Pathos ist vorhanden, doch solche Mängel werden durch herrlich zynische Anspielungen auf die Rolle der USA als "World-Police" wettgemacht. Schon deswegen kann sich Iron Man wohl bei den besseren Marvel-Verfilmungen einreihen. Den Fans des Films kann gesagt sein, dass die nächsten beiden Filme schon in Planung sind. Man darf gespannt sein.