Donnerstag, 20. Juni 2013

The Big Wedding

Diese Kritik erschien zuerst in gedruckter Form in der Wochenzeitung Region.

Hollywoods romantische Komödien stecken schon seit Jahren in einer nicht enden wollenden Krise, in der Geist, Witz und Romantik immer öfter formelhaften Plots und geistlosen Klischees zum Opfer fallen. Neuestes Beispiel: The Big Wedding, das starbesetzte Remake einer Schweizer Produktion.

Dass sich bei der Suche nach gelungener amerikanischer Mainstream-Komödienunterhaltung allmählich Verzweiflung einstellt, ist allein daran erkennbar, dass seit einigen Jahren wieder versucht wird, der Misere mit Neuauflagen von Filmen aus dem frankophonen Raum beizukommen – eine Strategie, welche bereits in den Neunzigerjahren mit Titeln wie Father's Day oder Jungle 2 Jungle bei Kritik und Publikum auf nur wenig Gegenliebe stiess. Vor diesem tristen Hintergrund ist denn auch The Big Wedding entstanden, basierend auf Jean-Stéphane Brons Mon frère se marie. Zwar wird sich der Lausannois darüber freuen können, die von ihm ins Leben gerufenen Figuren von prominenten Darstellern wie Robert De Niro oder Diane Keaton verkörpert zu sehen; davon abgesehen, dürfte jedoch die Enttäuschung über überkandidelte Ausschmückungen und den unbedarft-banalen Humor vorherrschen.

Denn Regisseur Justin Zackham (Autor von The Bucket List) begnügt sich nicht mit der eigentlich simplen Prämisse: Ein geschiedenes Ehepaar muss vor der Hochzeit seines Adoptivsohnes dessen leiblicher Mutter vorspielen, das Eheglück habe noch Bestand. Natürlich bildet dies auch den Kern von The Big Wedding, doch Zackham dichtet der Geschichte zahlreiche weitere Irrungen und Wirrungen an. Nach 20 Jahren Ehe haben sich Don (De Niro), der inzwischen mit Bebe (Susan Sarandon) liiert ist, und Ellie (Keaton) scheiden lassen, doch das freundschaftliche Verhältnis hat sich gehalten – auch dank der erfolgreichen Karrieren der mittlerweile erwachsenen Kinder. Lyla (Katherine Heigl) ist Anwältin, Jared (Topher Grace) Arzt und der aus Kolumbien adoptierte Alejandro (Ben Barnes) hat gerade sein Studium abgeschlossen und steht kurz davor, seiner Verlobten Missy (Amanda Seyfried) das Jawort zu geben.

Um die leibliche Mutter (Patricia Rae) seines Adoptivsohnes Alejandro (Ben Barnes) zu täuschen, spielt Don (Robert De Niro) den verheirateten Vater.
© Ascot Elite
Doch die anstehende Hochzeit bringt weitaus gravierendere Probleme mit sich als die Vorbehalte von Missys Eltern gegenüber "ethnisch gemischten" Enkelkindern. Der Besuch von Alejandros streng katholischer – und, obwohl sie ihren Sohn durch Adoption vor der "Armut" bewahren wollte, wenigstens einigermassen begütert scheinender – Mutter Madonna (Patricia Rae) zwingt Ellie und Don dazu, ihr ein intaktes Eheglück vorzuflunkern, was Bebe in Rage versetzt; die unerwartet schwangere Lyla wartet auf den Anruf ihres Noch-Freundes; Pfarrer Monighan (Robin Williams) zeigt sich wenig überzeugt von der religiösen Reinheit von Missy und Alejandro; derweil Madonnas Tochter Nuria (Ana Ayora) Jared, Jungfrau aus abflauender Überzeugung, den Kopf verdreht.

The Big Wedding zahlt den Preis für diese grösstenteils ins Nichts führenden Handlungsstränge. Sie alle in nur 90 Minuten Laufzeit befriedigend abzuhandeln, grenzt ans Unmögliche. Entsprechend fehlt Zackhams Film die nötige Tiefe, um auf einer emotionalen Ebene zu überzeugen, seinem Drehbuch der Scharfsinn, um zu unterhalten. Zwar unternimmt er den an sich löblichen Versuch, dem linkischen Charme von Charles Shyers Father of the Bride-Remakes nachzueifern, doch sein Humor ist von der platt-derben Sorte: Uninspirierte Running Gags, abgedroschene Stereotypen (konservativ-elitäre und liberal-intellektuelle Oberschicht, Künstler, Katholiken, Latinos) und die sporadische Imitation von Judd Apatows "ironischen" Geschmacklosigkeiten ersetzen echte Witze. Lacher provoziert der eindimensionale The Big Wedding allenfalls mit dem Anspruch, Komödie sein zu wollen.

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