Donnerstag, 5. April 2012

Wrath of the Titans

Diese Kritik erschien zuerst in gedruckter Form in der Wochenzeitung Region.

In der altgriechischen Mythologie finden sich unzählige Charaktere und Abenteuer, welche sich ausgezeichnet verfilmen oder mit fantasievollen Eigenkreationen ergänzen liessen. Wrath of the Titans versucht Letzteres, scheitert aber formal wie inhaltlich.

Seit den Vorgängen in Clash of the Titans (2010; Remake des 1981 produzierten und, mit Ausnahme von Ray Harryhausens grandiosen Spezialeffekten, recht drögen Originals) sind zehn Jahre vergangen. Die Aufmerksamkeit des Halbgottes Perseus (Sam Worthington) gilt nach seinem grossen Sieg gegen den Kraken seines Vaters, Göttervater Zeus (Liam Neeson), ausschliesslich der Fischerei und seinem Sohn. Als aber sein alter Herr von dessen Bruder Hades (Ralph Fiennes), dem Gott der Unterwelt, gefangen genommen und seiner Kräfte beraubt wird, muss der Heros wieder zum Schwert greifen. Mit den neuen Kräften will Hades nämlich seinen und Zeus' Vater, den Urgott Kronos, aus seinem Gefängnis befreien, um die Welt ins Chaos zu stürzen. Hilfe erhält er dabei von seinem Neffen und Perseus' Halbbruder, dem Kriegsgott Ares (Edgar Ramírez). Nun liegt es an Perseus; seinem Vetter, dem linkischen Halbgott Agenor (Tony Kebbell), Sohn des Poseidon (Danny Huston); Königin Andromeda (Rosamund Pike); und dem alt gewordenen Schmiedegott Hephaistos (Bill Nighy), die Zerstörung der Erde zu verhindern.

Perseus (Sam Worthington) im Kampf gegen einen Zyklopen.
Grundsätzlich spricht überhaupt nichts dagegen, den griechischen Mythenschatz durch neue Geschichten und Figurenkonstellationen zu erweitern. Auch Homer und Hesiod, denen wir die Niederschrift vieler Sagen verdanken, sowie nachfolgende Autoren frönten antiker "Fan Fiction", indem sie die bekannten Gestalten aus der minoischen Kultur in abgeänderten Szenarien agieren liessen. Dennoch muten die Freiheiten, die Regisseur Jonathan Liebesman und seine Autoren sich hier nahmen, etwas übertrieben an. Dass Perseus und sein Tross auf die Zyklopen treffen, mag noch seine Berechtigung haben – immerhin sind die einäugigen Riesen Hephaistos' Schmiedegehilfen –, doch was der von Theseus erlegte Minotaurus in Wrath of the Titans verloren hat, lässt sich kaum eruieren. Überdies mussten sich einige Charaktere zu Hollywood-Stereotypen umfunktionieren lasssen, so etwa Agenor, beim antiken Historiker Herodot noch ein phönizischer König, der vom Drehbuch zum zwielichtigen und obendrein unlustigen Comic Relief degradiert wird.

Dabei hätte, abgesehen von derartigen und anderen, für Actionstreifen typischen, Ungereimtheiten, aus der Geschichte um schwächelnde Götter und den zurückkehrenden Kronos, die hier erzählt wird, durchaus eine ansprechende Fantasyposse werden können. Anfangs weiss das Ganze sogar einigermassen zu unterhalten, doch je länger der – verdankenswerterweise nur 100-minütige – Film dauert, desto weniger vermag man das nötige Interesse dafür aufzubringen. Gute Ideen wie die Einbeziehung des mächtigen Urgottes oder gewisse Designs verpuffen aufgrund lächerlichen CGIs – Bringt Ray Harryhausen zurück! –, nutzlosen 3-Ds, inferiorer Inszenierung oder, in Kronos' Fall, eines beleidigend simplen dramatischen Höhepunkts. Dazu passen die teils fast schon schmerzhaften Schauspielleistungen: Ralph Fiennes und Liam Neeson scheinen ob des grauenhaften Drehbuchs peinlich berührt und spielen nur in ihrem grossen Moment, der besten Szene des Films, inspiriert auf, während Sam Worthington einmal mehr eine gelangweilte Performance ohne jede Gefühlsregung abliefert. Einzig der hemmungslos übertreibende Bill Nighy sorgt für etwas darstellerische Unterhaltung. Möge die Franchise gestoppt und der Gnade Hades' überlassen werden.

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