Montag, 15. September 2008

The Bank Job

Der Trend der sogenannten Heist-Movies ist leider etwas abgeflacht. Filme wie Ocean's Eleven (2001) oder A Fish Called Wanda (1988) erfreuten jeweils den Zuschauer mit perfekten Plänen, kleinen Fehlern in der Ausführung und gegebenenfalls einem Herzschlagfinale. The Bank Job reiht sich zwar auch in diese Art Film ein, doch diesmal basiert die Geschichte auf wahren Begebenheiten und man sollte eigentlich einen Thriller oder einen spannenden Krimi erwarten. Doch wenn Briten hinter dem Projekt stehen, darf auch gelacht werden. Und wie.

Hauptdarsteller Jason Statham kennen wir bereits aus einem Gangsterfilm – dem kultigen Snatch (2000) von Guy Ritchie. Überhaupt hat der böse dreinblickende Mann ein Flair für etwas andere Filme, die gängige Konventionen über den Haufen werfen – man erinnert sich an Crank (2006) oder The Transporter (2002). Und nun steht also The Bank Job von Roger Donaldson auf dem Programm. Dieser hat einen Film gedreht, der sich zwar einige künstlerische Freiheiten erlaubt, sich aber dennoch an die Grundstruktur des berühmten Baker-Street-Coups hält.

The Bank Job vermag wirklich zu begeistern. Natürlich fragt man sich teilweise, warum jetzt eine Figur zu Tode gefoltert wird oder warum immer wieder etwas zu viel nackte Haut gezeigt wird, doch so etwas kommt in den besten Filmen vor. Nein, der Film besticht vor allem durch eine ausgeklügelte, der Wirklichkeit entlehnten Story und grandiosen Darstellern, die – mit Ausnahme von Jason Statham, der den zeitlosen britischen Arbeiter mimt – herrlich ins Setting vom London der Siebzigerjahre passen. Dies betrifft nicht nur Frisuren und Kleidung, sondern auch ihre Art zu sprechen, ihre Verhaltensweisen und ihren wunderbaren trockenen Humor, den man in einem Film von der Insel sehen will. Einen Kontrast dazu bildet in gewisser Weise Statham, dessen Figur unter dem grössten psychischen Stress zu leiden hat und sich einige Male zu herrlich zynischen Bemerkungen hinreissen lässt.

© Lionsgate
Die unübliche Art, einen Thrillerstoff zu erzählen ist ein weiterer Vorzug von The Bank Job. Er schafft es zwar nicht immer, den typischen Klischees auszuweichen, doch trotzdem nimmt sich Roger Donaldsons Film nie zu ernst und schafft eine Atmosphäre, welche die Balance zwischen britischer Komödie und Gangsterfilm immer zu halten versteht. So stört es auch nicht, wenn Gewaltszenen quasi nahtlos in den nächsten unterhaltsamen Dialog übergehen. Deshalb soll an dieser Stelle auch gleich den Drehbuchschreibern Dick Clement und Ian La Frenais ein Kompliment gemacht werden, die den Figuren die lustigsten Sprüche in den Mund legen (Lord Mountbatten: "This is the most exciting thing since the end of the war!"). Gleichzeitig aber wird viel Wert darauf gelegt, dass die politische Brisanz des Themas erhalten bleibt. Diesbezügliche Gespräche – manchmal auch etwas intensivere – runden das Skript sehr schön ab.

Zu guter Letzt sollte auch noch auf die spannende Bildsprache und die gelungenen Schnitte eingegangen werden. Vor allem dem Kameramann Michael Coulter ist es gelungen, die spezifische Grundstimmung einer Szene ideal in Bilder zu fassen – immer im leicht körnigen Bildstil der Siebzigerjahre. Auch der Schnitt von John Gilbert trägt zum positiven Gesamtbild von The Bank Job bei.

Hoffentlich ist The Bank Job der Anstoss zu einer neuen Welle von Heist-Filmen. Denn so unterhaltsam, temporeich und spannend hat man in jüngster Zeit selten einen Krimi gesehen. Man ist Roger Donaldson zu tiefstem Dank verpflichtet, dass er den Bankraub in der Baker Street von 1971 mit einem derart gelungenen Film aufzugreifen wusste.

★★★★

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