Samstag, 26. April 2008

Shine a Light

5.5 Sterne

Musikdokus sind heikle Angelegenheiten. Es ist für einen Regisseur nicht einfach, eine gute Balance zwischen Berichterstattung, Musikaufnahmen und Interviews zu finden. Erweist sich eine Materie als zu kompliziert, dann gibts ja auch noch den Konzertfilm, der damit glänzt, ein Live-Konzert gekonnt abzufilmen und kleine Archivschnipsel einzubauen. Ein Experte darin ist der bekennende Rockfan Martin Scorsese, der bereits zwei derartige Filme gedreht hat, von denen gesagt wird, sie seien Meisterstücke des Genres. Der eine ist The Last Waltz, ein Konzertfilm über das letzte Konzert von The Band, der andere ist der zweiteilige Dreieinhalbstünder No Direction Home über den Anfang der Karriere von Bob Dylan. Nun sind die Rolling Stones dran, deren virtuose Bühnenshows die Leute seit jeher zu begeistern vermögen.

Bill Clinton verpflichtete für seinen 60. Geburtstag 2006 die Rolling Stones, um ihm und seinen Freunden eine unvergessliche Rockshow bieten zu können. Der Schauplatz: Beacon-Theater, New York. Und da fangen die Probleme bereits an; die Stones sind an gigantische Säle und Stadien gewöhnt, mit deren Massen das Beacon niemals mithalten könnte. Gleichzeitig ist Mick Jagger besorgt, weil Martin Scorseses Kameras Band und Publikum stören und gefährden könnten. Dies und vieles mehr liefert Stoff für die ersten zehn Minuten von Shine a Light, ein Dokuanfang, wie er nur selten gelang. Alles stimmt, jeder Akteur ist etwas nervös, mit Billard und Samlltalk hilft man sich darüber hinweg, Jagger übt einen Muddy Waters-Song, Scorsese bemüht sich, die Setlist für das Konzert zu bekommen, die Bühnenbildner sind sich uneins, wieviel Platz die Stones beanspruchen etc., etc. Da ist man wirklich mittendrin im Geschehen und man kann nicht widerstehen, bei Scorseses Worten "First song!" aufzuschreien und zu jubeln, denn auf das Kommando des Regisseurs schwenkt die Kamera zu Keith Richards, aus Schwarz-Weiss wird Farbe und im Kino und im Beacon ertönt Jumpin' Jack Flash. Das ist Rock in Reinform.

Überhaupt versteht es der profilierte Italoamerikaner Scorsese hervorragend, die wilde Rockmusik der Rolling Stones einzufangen. Leider ist der Ton teilweise etwas zu leise geraten, gegen Schluss wird aber auch dieses Manko behoben und der totalen Live-Atmosphäre steht nichts mehr im Weg. Es darf auf keinen Fall erwartet werden, man bekomme noch nicht bekannte Hintergrundinformationen geliefert, die Archiveinschübe bestehen aus kurzen, sehr unterhaltsamen Sequenzen, die einem eine vage Ahnung der Evolution der Rocker gibt. Ungeeignet ist Shine a Light auch für Nicht-Stones-Fans, denn diese werden sich zwei Stunden lang nur langweilen, der Film sollte also wie ein normales Konzert gemieden werden.

Vergleiche mit No Direction Homesind sind sinnlos, Vergleiche mit The Last Waltz eher schwierig (anderer Musikstil, weniger vielfältige Performance). Niemand wird wegen Shine a Light zum Fan von Jagger und Co.
Doch man darf sich bei diesem Film auf rockende zwei Stunden freuen. Und natürlich sind die Stones nicht ganz alleine; wie immer haben sie ihre Band im Rücken und als Gäste gibts Jack White (von den White Stripes, melodisch), Buddy Guy (cool) und Christian Aguilera (lasziv). Jeder Gast vermag zu überzeugen und bringt sein eigenes Können in die grandiose Show ein.
Fazit: Ein Konzertfilm erster Güte, den man sich als Rolling Stones-Fan nicht entgehen lassen sollte!

Montag, 21. April 2008

Lars and the Real Girl

4.5 Sterne

Filme über Menschen in schwierigen Lebenslagen stehen zurzeit hoch im Kurs. Man behandelt die Geschichte einer schwangeren 16-Jährigen (Juno, ein Oscar, drei weitere Nominationen), eines Anwalts in einer Existenzkrise (Michael Clayton, ein Oscar, sechs weitere Nominationen) oder die wahre Geschichte eines vollständig gelähmten Lebemannes (Le scaphandre et le papillon, vier Oscar-Nominationen). Bei Lars and the Real Girl steht nun ein halluzinierender - Verzeihung, unter einer Wahnsvorstellung leidender - Soziophober, der sich in eine Silikonpuppe verliebt, im Mittelpunkt. Regisseur Craig Gillespie unternahm hier den Versuch, beobachtend Lars' Wahnvorstellung zu zeigen. Und dies gelingt wirklich sehr gut.

Ryan Gosling ist in Europa nicht sonderlich bekannt. Der Film, der ihm eine Oscar-Nomination eingebracht hat - Half Nelson - ist bei uns nie angelaufen. Schade, denn der Mann ist ein Allroundtalent, der in Dramen und in Komödien gleichermassen aufzublühen vermag. Aber nicht nur er, der den sympathischen und verklemmten Lars lebensnah und glaubhaft mimt, überzeugt in seiner Rolle. Emily Mortimer bringt in Lars and the Real Girl eine absolut starke Performance. Ihre Figur, Lars' schwangere Schwägerin, ist das perfekte Gegenstück zu den beiden männlichen Hauptaktueren, welche beide eher unsicher durchs Leben gehen (Gus, gespielt von Paul Schneider, hat über die ganze Länge des Films die meisten Lacher auf seiner Seite).

Der Film ist eine typische Tragikomödie; das an sich ernste Thema wird humorvoll verarbeitet, dieser Kontrast gelingt nicht immer. Während in der ersten Hälfte die Komik der Absurdität überwiegt, erhält der Film im zweiten Teil zunehmend melodramatische Züge. Dies ist für den Zuschauer nicht immer einfach, doch Lars and the Real Girl bleibt durch und durch unterhaltsam und berührend. Man freut sich enorm für den auftauenden Lars, der die Einladung zum Bowling von einer Arbeitskollegin nach einigem Zögern annimmt. Und man kommt auch nicht umhin, vor Rührung Tränen in den Augen zu haben, wenn Lars bei einen erhängten (!) Teddybär erfolgreich "wiederbelebt". Auf der gefühlsmässigen Ebene funktioniert Lars and the Real Girl hervorragend.

Über das für einen Oscar nominierte Drehbuch lässt sich hier nicht viel sagen. Es lebt vom ungewöhnlichen Thema des Films und setzt weniger auf Spannungsmomente als auf Szenen voller stummer Komik, die viel vom Reiz des Filmes ausmachen.

Einen allzu grossen Spannungsbogen darf bei Lars and the Real Girl nicht erwartet werden. Doch man erfreut sich an der Entwicklung des Einzelgängers Lars und dem Umgang seiner Umgebung mit der neuen Situation. Craig Gillespie erzählt eine Geschichte, die dem Zuschauer eine Lehre erteilt. Die Kraft der Gemeinschaft und der (unmöglichen) Liebe sei nicht zu unterschätzen!
Dem Film ist diese Aussage wirklich eine Herzensangelegenheit. Dies macht ihn sympathisch und lässt kleinere, etwas zu amerikanisch geratene Stellen, schnell vergessen.

Sonntag, 20. April 2008

Once

4 Sterne

Der irische Film Once lief bereits vor einem Jahr auf der grünen Insel und sorgte für eine kleine Überraschung; er zog Zuschauer in Scharen in die Kinos und gewann unter anderem sogar einen Oscar ("Falling Slowly", Bester Song). Der Film, der in den USA mit nur zwei Kopien startete, kommt nun auch in die Schweiz.

Die beiden Hauptdarsteller Glen Hansard (Figurenname "The Guy") und Markéta Iglová (Figurenname "The Girl") sind im wirklichen Leben ein Paar, Once bereitet auf eine märchenhafte Weise die Geschichte ihrer Liebe auf.
Der Film besticht sicherlich musikalisch und auch schauspielerisch. Wenn man die Tatsache, dass die beiden Hauptakteure Laienmimen sind, in Betracht zieht, muss man sich beeindruckt zeigen. Sie meistern die Herausforderung, die beiden unsicheren jungen Menschen zu spielen, mit Bravour. Was man dem Film auch nicht vorwerfen kann ist Kitsch. Frei von Klischees wird hier eine mehr oder weniger unmögliche Liebesgeschichte erzählt, die mitten ins Herz trifft.
Leider knüpft Once vom technischen Standpunkt her an die dänischen Dogma-Filme der 90er-Jahre an, die Bezeichnung "Low Budget" wird bis zum Exzess vorgeführt. Konkret bedeutet das körnige, dokumentarische Bilder, fast frei von jeglicher Kunstfertigkeit und eine teils mühsame Beleuchtung. Diese Mängel vermag der Film inhaltlich aber wettzumachen. Regisseur John Carney zeigt das Leben zweier Menschen, die sich durchs Leben kämpfen, ohne dabei wirklich unglücklich zu sein. Ein Versuch, der wirklich gut gelingt.

Once ist ein Low-Budget-Film bis ins Mark. Kunstgriffe sind quasi nicht vorhanden, Versuche einer Konvention zu entsprechen werden nicht getätigt. Dies hätte dem Film wirklich gut getan, denn selbst mit einem Budget von 160.000 $ hätte etwas Derartiges erreicht werden können (Napoleon Dynamite hat das mit ungefähr 5.000 $ geschafft). Trotzdem erfreut der Film den Zuschauer mit einer herzigen Liebesgeschichte und viel Musik. Lustig ist der Film auch, man wird also auch entsprechend gut unterhalten. Langeweile kann man dem Film nicht vorwerfen, zu starke Verträumtheit vielleicht.

Montag, 14. April 2008

Futurama: Bender's Big Score

5.5 Sterne

Es ist schon ein Weilchen her, seit Futurama, die vom Simpsons-Schöpfer Matt Groening ins Leben gerufene Zukunftsserie, abgesetzt wurde. Nach vier Jahresstaffeln war Schluss, Heerscharen von Fans trauerten um ihre Helden Fry, Leela und Bender (und auch um die zahllosen Nebenfiguren, die einen grossen Teil des Reizes der Sendung ausmachen). Bei einer derart grossen Anhängerschaft war abzusehen, dass die Serie nicht tot zu kriegen ist. Matt Groening und David X. Cohen haben sich also nochmal aufgerafft und produzierten eine Reihe von Straight-to-DVD-Filmen, Bender's Big Score ist nun der erste davon.

Als eingefleischter Futurama-Fan muss ich sagen: Das Comeback ist gelungen! Perfekter hätte man das nicht machen können, Bender's Big Score schlägt sogar das brillante Simpsons Movie! Die Macher von Futurama zeigen, dass nicht nur Quotenkonkurrent Family Guy nach einer Absetzung wieder kommen kann. Der Humor wurde etwas angepasst, es kommen entsprechend mehr böse Seitenhiebe vor, bezogen auf die Gewalt wurde alles etwas derber, aber lustig bleibt lustig. Jede einzelne Figur aus vier Jahren Futurama bekommt ihren Auftritt, wenngleich einige auch etwas kurz geraten sind (Zapp Brannigan dafür mit feurigem Abgang). Auch an der Gaststarfront fehlt nichts, der Höhepunkt des Films ist sicher Al Gore, dessen Wahlniederlage im Jahr 2000 höchst amüsant erwähnt wird und er selbst etwas augenzwinkernd auf sein politisches Engagement blickt ("Finally I get to save the Earth with deadly lasers instead of deadly slideshows!"). Bender's Big Score ist ausserdem einfach cool und völlig - anders kann man es nicht ausdrücken - daneben, so schafft es der Film, während seiner 85 Minuten Laufzeit nie zu langweilen. Selbst die Gesangsszenen (deren zwei) nerven nicht, vielleicht liegt dies auch an der hinreissenden Performance vom Rapper Coolio als Kwanzaa Bot.

Fazit: Futurama ist der Sprung ins abendfüllende Format mehr als gelungen. Man wird fast eineinhalb Stunden mit Running Gags und Anspielungen auf die Serie bombardiert (einige schöne "Aha!"-Erlebnisse) und bestens unterhalten, deshalb die Empfehlung: Unbedingt die DVD kaufen (Schweizer müssen sie bestellen, bei uns wird sie nicht verkauft)!

Sonntag, 13. April 2008

Be Kind Rewind

4.5 Sterne

Der Name Michel Gondry hat verschiedene Effekte. Einige Zeitgenossen versetzt er ins Schwärmen, andere schlägt er in die Flucht. Seine Filme gelten als unzugänglich, verschroben und exzentrisch. Mit Be Kind Rewind wagt sich der Franzose einmal in etwas normalere Gefilde.

Schräg ist er ja, der neue Film von Michel Gondry, doch im Gegensatz zu seinen anderen Werken kommen hier keine unmöglich verworrene Plotführungen vor, es kommt zu (fast) keinen unmöglichen Effekten und wir begeben uns auch nicht ins Unterbewusstsein eines Protagonisten. Dies wird die Gondry-Fans abschrecken, keine Frage, doch Be Kind Rewind ist ein sympathischer Film geoworde, den man sich auch als Normalsterblicher ansehen kann.
Schauspielerisch ist Be Kind Rewind auf der Höhe, das Duo Jack Black/Mos Def funktioniert hervorragend, Danny Glover funktioniert gut als Ladeninhaber und die Auftritte von Mia Farrow, Sigourney Weaver (unsympathisch) und Marcus Carl Franklin (bekannt als Bob Dylan in I'm Not There) verschaffen dem Film noch einen speziellen Touch.

Der Film hat anfangs zwar Mühe in die Gänge zu kommen, doch er fällt dafür auch nie in dramaturgische Löcher oder ähnliches, dafür sorgt die abstruse, aber zahme Handlung.
Filmfreaks werden hier ausserdem mit Anspielungen aller Art bedient. Der Kinozuschauer amüsiert sich hier nicht nur über die billig zusammengeschusterten Filmnachstellungen, sondern auch über Verneigungen vor Kinoromantikklassikern wie Splendor oder Nuovo Cinema Paradiso.

Be Kind Rewind ist ein durchaus gelungener Film, zwischendurch zwar etwas harmlos, aber nie langweilig oder selbstgefällig. Schon Jack Black, der mit Miss Daisy aus Driving Miss Daisy in die Rolle seines Lebens versetzt fühlt, ist den Eintritt ins Kino wert. Das als schnulzig taxierte Ende ist zwar ein solches, doch es zeigt auch schön die Fantasiewelt auf, in welcher der Film spielt. Ein Requiem für das VHS-Video, das ist Be Kind Rewind. Und so stört einen auch die moralische Komponente am Schluss des Films nicht allzu sehr, eher im Gegenteil.

Samstag, 5. April 2008

Untraceable

2 Sterne

Untraceable
wurde im Vorfeld als der grosse internetkritische Film angepriesen. Allenthalben hörte man Dinge wie "Das könnte Realität werden!" oder "Sind wir schon so weit?". Kritische Filme stossen ja immer auf besonders viel Anklang. Leider kommt Untracable nicht über typische Mysterythriller-Klischees hinaus.

Es fängt bereits bei den Schauspielern an; Ausser Diane Lane wirken alle Personen etwas fad und langweilig. Aber auch Lanes Figur wächst einem nie richtig ans Herz, auch die Figurenzeichnung bleibt im Klischeesumpf stecken, wir haben eine alleinerziehende Mutter, die den Spagat zwischen (FBI-)Beruf und Erziehung irgendwie auf die Reihe kriegen muss, und wir haben ein nettes Umfeld, das gemeinsam mit der alleinerziehenden Mutter Jagd auf einen psychopathischen Killer macht. Kommt uns das nicht bekannt vor? Es muss nicht unbedingt ein spezieller Film sein, aber solche Storyzeichnungen findet man in jedem dritten Thriller, dazu kommt auch noch der ganz neue Trick "Oh, wir lassen es soviel regnen wie möglich...", bei Godzilla hat das auch nichts gebracht.

Erschwerend zu alldem kommt auch die Tatsache hinzu, dass es dem Film an jeglicher Spannung mangelt, dies mag auch daran liegen, dass die Mordopfer völlig willkürlich sind und man keine besondere Anbindung zu ihnen hat. Ausser ein paar kranke Fantasien bleibt da nicht viel hängen.

Das Positive an Untraceable sind die Special Effects, die einem einige subtile Splatterszenen bescheren. Doch richtig schockieren tun die auch nicht.
Fazit: Um Untraceable würde ich einen weiten Bogen machen, der Film ist völlig leer und wiederholt sich andauernd, Logiklöcher gibts im 10-Minuten-Takt, es fehlen emotionale Anbindungen oder eine gut ausgearbeitete Story, kurzum: Der Film ist ziemlicher Müll.

Freitag, 4. April 2008

In the Valley of Elah

4.5 Sterne

Man nehme die Kriegsmüdigkeit der Amerikaner, mische sie mit dem beliebten Thema Wertezerfall (siehe No Country For Old Men) und man erhält In the Valley of Elah, ein grösstenteils spannendes Thrillerdrama mit gutem Cast und einer überragenden Figur: Tommy Lee Jones! Der Mann ist einfach ein Schauspieler erster Klasse, die Oscar-Nomination geht völlig in Ordnung. Jones zeigt auch hier wieder, dass Minimalismus auf der Leinwand einfach gut ankommt. Da können Method-Actors (meistens ehemalige Theaterschauspieler) nicht mithalten, das ist auch der Grund, warum ich einem Viggo Mortensen den Oscar sehr gegönnt hätte.
Aber zurück zum Film: Er schneidet ein interessantes Thema an, beleuchtet es vielseitig und bringt es noch mit Augenzwinkern zu Ende. In the Valley of Elah zeigt schön was der Irak aus den Menschen macht. Ich erkenne aber klare Parallelen zu No Country For Old Men, nicht nur deshalb, weil Josh Brolin so aussah, als ob er, nachdem er mit Llewellyn Moss Feierabend hatte, noch schnell in die Rolle des Chiefs geschlüpft wäre. Vier Schauspieler (na gut, eine Statistin) aus dem Coen-Film sind dabei, und auch hier geht es um Veränderungen. Wertezerfall, sinnlose Gewalt und no way out.

Paul Haggis erzählt die Geschichte schön sachte, nur manchmal kommt der Film etwas vom Weg ab. Auch ein Negativpunkt war Susan Sarandon! Mehr als Weinen und dem Weinen nahe sein hat Sarandon hier nicht geleistet, schade!
Trotzdem ist In the Valley of Elah ein schön umgesetzter Film mit löblicher Kernaussage.

Donnerstag, 3. April 2008

The Darjeeling Limited

5 Sterne

Wes Andersons
Filme schätze ich eigentlich grundsätzlich. Doch leider kam ich mit der Ausführung nie ganz zurecht, weshalb seine Filme bei mir auch nie die 4 Sterne-Marke überschreiten. Entweder waren mir zuviele Charaktere da (The Royal Tenenbaums), die Geschichte war zu verworren (The Life Aquatic with Steve Zissou) oder der Film kam nie richtig in die Gänge (Rushmore). Trotzdem habe ich diese Filme gemocht, sie waren schräg, hatten eine gute Ausgangsposition und die Schauspieler waren gut besetzt.

Was bei The Darjeeling Limited auffällt, ist die unglaubliche Detailverliebtheit und die hohe Dichte an One-Linern. Ausserdem kann man sich im Film über viele - teilweise versteckte - Running Gags freuen. Als weiterer positiver Punkt kommt das klischierte, aber doch unglaublich schöne Indien als Setting hinzu. Bärtige Männer mit Turban, geschmückte Kühe, rasende Taxifahrer und weisse Kleidung an Beerdigungen, Indien wie es (zumindest in unserer Fantasie) leibt und lebt.

In dieses Traumland werden nun drei skurrile Figuren versetzt: Ein absolut herrlicher Owen Wilson als Kontrollfreak Francis ("If you're unclear about something else, just ask!" "I have a question" "Go ahead" "What happened to your face?!"), ein versiffter "Leichenfledderer" (Adrien Brody) und ein unscheinbarer Womanizer (Jason Schwartzman). Die drei Schauspieler harmonieren wunderbar miteinander und die jeweils kurzen Auftritte schräger Nebenfiguren passen gut zum Film (Bill Murray, Anjelica Huston, der Schaffner im Zug).
Natürlich hat das Drehbuch hie und da Löcher und es passt nicht alles 100%ig aufeinander und einen kleinen Hänger in der Mitte hat der Film auch. Doch über das sieht man problemlos hinweg, es macht einfach unglaublich Spass, den drei Brüdern zuzusehen, wie sie einen auf Kulturtrip machen.

Was ich auch schön fand, war die "Kamerafahrt" gegen Ende, wo man die Personen nochmal abzählen kann (inklusive Tiger). Das hat mich dann an das Ende von Stranger than Fiction erinnert, was mich dort schon berührt hat.

Fazit: The Darjeeling Limited ist ein sympathischer und schräger Film mit einem gesunden Hang zum Tragikomischen. Es gibt Leute, die sagen, Wes Anderson wiederhole sich ständig. Mag sein, aber diese Wiederholung ist echt gelungen und der texanische Regisseur liefert mit The Darjeeling Limited seinen bisher besten Film ab.